Reisebericht Museum Archeologico Nationale di Neaples
(Nationales Archeologisches Museum von Neapel, 5/2009)

Wer sich für die Ausgrabungsstätten von Pompeji, Herculaneum und den anderen Orten am Vesuv interessiert, der muss zwingend in das Nationale Archäologische Museum von Neapel, denn dorthin wurden fast alle Fundstücke verbracht.

Bei den Hotels in Neapel sollte man bedenken, dass in Neapel andere Standards gelten. Billig alleine könnte nicht glücklich machen.

Für meine Auswahl war entscheidend, dass das Hotel auf einer direkten Linie zwischen Flughafen und nahe dem Nationalmuseum liegt. Ferner sollte ein guter Internet-Anschluss verfügbar sein.

Das Hotel del Real Orto Botanico liegt schräg gegenüber vom Botanischen Garten der Universität. Ich habe es über ein Buchungsportal gefunden, aber bei einer Direktbuchung über mehrere Nächte hinweg, lohnt sich der Kontakt zum Hotel.

Wer seinen eigenen Rechner dabei hat, kann in allen Räumen auf ein offenes WLAN-Netz zugreifen. Die Qualität der Anbindung ist so gut, dass auch Voice over IP funktioniert. Die Stromversorgung läuft über Steckdosen, die sowohl Stecker nach italienischer Norm, als auch die im deutschsprachigen Raum üblichen Stecker aufnehmen. Einen Adapter benötigt man nicht. Wer auf sein Homeoffice angewiesen ist, findet alles Notwendige vor.

Stromnetz Italien Steckdose

Die Herren an der Rezeption sprechen alle ausreichend Englisch für das Notwendigste und hinterlassen auch sonst einen guten Eindruck. Das Frühstück am Buffet ist reichhaltig in alle Richtungen. Zwar gibt es keinen Swimmingpool oder dergleichen, aber einen sehr schönen Dachgarten, auf dem man relativ ruhig und angenehm verweilen kann. Die Hygiene auf den Zimmern könnte besser sein, fällt aber wohl unter die Kategorie "ortsüblich". Shampoo, Fön, Kühlschrank und Klimaanlage sind vorhanden. Also insgesamt eine gute Note auf mittleren Niveau.

Dachveranda Hotel del Real Orto Botanico

Ticket Unico NapoliVom Flughafen aus könnte man ein Taxi nehmen, was rund 20 € kostet. Die 5 km laufen sollte man sich verkneifen, denn ein Teil der Strecke führt über eine Autobahn ohne Fußweg. Ich habe den öffentlichen Bus, Linie 3S, bis zum Piazza Carlos III genommen. Ein Ticket kostete 1,10 €, ist aber nicht im Bus zu haben. Am Informationsschalter des Flughafens wurde der Verkauf eingestellt. Somit ist man verwiesen an den Tabakladen in der äußersten (wenn man raus geht linken) Ecke bei den Check-In-Schaltern. Nennen wir das mal praktische Wirtschaftsförderung für die Taxifahrer.

Der 3S fährt etwa alle halbe Stunde. Im Bus gibt es keine Ansagen oder Pläne. Man sollte Mitreisende bitten, auf Piazza Carlo III hinzuweisen. Hat man den ersten, mit Palmen gesäumten größeren Platz nach ca. 4-7 Bedarfshaltestellen passiert, dann ist man dran vorbei gefahren. Am Piazza Carlo III steht ferner ein ca. 200 Meter langes weisses Gebäude. An diesem Gebäude zur linken Seite, schließt sich die Via Foria an, in der sich mit Hausnummer 192 das Hotel befindet. Sollte man fragen müssen, dann ist der Orto Botanico ein markanter Bezugspunkt schräg gegenüber vom Hotel. Im übrigen fährt die selbe Buslinie 3S weiter bis zur Stazione Centrale, von wo aus alle Fernbusse starten.

Das Nationalmuseum ist für den Liebhaber eine Reise wert. Dennoch ist man in einem Tag problemlos durch. Von westlicher Geschäftstüchtigkeit hält man in Neapel durchweg wenig. Es gibt keine Cafeteria im Museum und die einzigen Toiletten befinden sich etwas versteckt im Eingangsbereich links nahe einem Gewölbegang mit begrüntem Innenhof. Die Museumsführer waren gerade mal zufällig alle ausgegangen. Man wird an die Buchhandlung im Gebäude verwiesen. Der Eintritt ins Museum kostete 10 €. Man könnte das Museum aber auch durch die Buchhandlung ohne Ticket betreten. Fotografieren ohne Blitz ist erlaubt. Wer ein kleines Stativ mitbringt, ist klar im Vorteil, denn die Lichtverhältnisse sind vielfach schwierig. Die gleiche Regel gilt auch in anderen Gebäuden Neapels.

Neapel

Wer es von anderen Reisezielen mit historischen Örtlichkeiten gewohnt ist, an jeder Ecke Tagesreisen angeboten zu bekommen, wird in Neapel vergeblich suchen. Die Grabungsstätten von Pompeji liegen zwar nur 14 km entfernt, sind aber dennoch schier unerreichbar. Ob ein Mietwagen in Neapel zu empfehlen ist, möchte ich mal bezweifeln. Mit deutschen Fahrgewohnheiten kommt man hier nicht klar. Ampeln gelten als lustige Verzierung des Straßenbildes, beeinflussen aber nur an wenigen Stellen den Verkehr. Für Motorroller gelten sowieso keine Regeln. Selbst wenn Busse und Autos mal halten, brettern die Roller ungerührt über jede Ampel hinweg. Wenn es da zu verstopft ist, muss auch mal der Gehweg herhalten. (Wie mir im Nachhinein zugetragen wurde, soll es eine gute Bahnverbindung zwischen Neapel und Pompeji geben.)

Dass trotz alledem sehr wenig passiert, liegt wohl an ein paar ungeschriebenen Verhaltensregeln. Die wichtigste davon scheint zu lauten: bleibe niemals stehen. Der normale Neapolitaner rennt an jeder Stelle auf und über die Straße. Und genau damit rechnet der normale Autofahrer und berechnet seine Route und Geschwindigkeit. Wer da zögert und nicht stur die Straße passiert, gefährdet sein Leben. Denn dann stimmen die Berechnungen der Fahrzeugführer nicht mehr. Die gehen von einem gleichmäßigen, unbeirrten Schritt aus. Niemals würde ein Neapolitaner seinen Schritt beschleunigen oder zögern. Darauf beruht die gemeinsame Gleichung.

Porta Capuana

Als Fremder kann man nicht nur in dieses Fettnäpfchen treten. Besonders peinlich sind die jungen Touristinnen, die angesichts der Hitze in Hotpants und knappen Top erscheinen. Das ist hier eher die Berufskleidung der Damen vom Gewerbe und wird mit entsprechendem Kopfschütteln quittiert. Angesagt ist bedeckte Haut, will man als Tourist nicht von weitem auffallen. Ich denke nicht, dass die Bedeckung auf Prüderie beruht, sondern mehr dem hier üblichen, vernünftigen Schutz der Haut vor Verbrennungen dient.

Es gibt weitere Gründe, als Tourist nicht all zu dämlich aufzufallen. Neapel beeherbergt sehr viele schwarze Migranten. Diese versuchen sich mit Kleinstgewerbe durchzuschlagen, verkaufen Sonnenbrillen, Feuerzeuge und anderen Kleinkram, den keiner braucht. Aber neben diesen ehrenwerten Versuchen an Geld zu kommen, gibt es auch reichlich von der anderen Sorte. Man sollte deswegen zwingend stets darauf achten, wer sich hinter einem befindet und einem folgt. Signalisiert man den Herrschaften durch einen direkten Blick ins Gesicht, dass man sie bemerkt hat, lassen sie in der Regel von einem ab. Manchmal hilft aber nur der beschleunigte Gang und Haken schlagen.

Neapel

Gewiss bemerkenswert sind die in ganz Neapel anzutreffenden Kulturgüter. Inmitten des gewöhnungsbedürftigen Umfeldes, gibt es viele Perlen zu entdecken. Aber ohne profunde Sprachkenntnisse, ist Neapel ein schwieriges Pflaster. Die Bereitschaft oder auch Fähigkeit des Neapolitaners, dem Fremden auf Englisch zu begegnen, ist sehr gering ausgeprägt. Eigentlich ist das ganze städtische Leben nicht auf die Beherbergung von Touristen eingestellt. Wer will schon nach Neapel? Dessen ungeachtet sieht man alle halbe Stunde ein Flugzeug über der Stadt mit Reisenden aus aller Herren Länder. Doch die haben nicht Neapel als Ziel sondern die Küstenregionen fernab der Großstadt.